Jetzt akut: Neue VDI-Richtlinien 2700 zum Transport von Fahrzeugen

Neuerungen seit dem 1. September 2024

Zurrgurt für den Transport von Fahrzeugen (gültig für neue VDI-Richtlinien)

Aktuell gibt es einige wichtige Änderungen innerhalb der VDI-Richtlinien 2700, die gemäß §22 StVO den aktuellen Stand der Technik widerspiegeln. Die neuesten Anpassungen wurden zum 1. September 2024 mit der Veröffentlichung von drei neuen Blättern für den Transport von Fahrzeugen rechtsverbindlich eingeführt.

Die betroffenen Blätter der VDI-2700-Richtlinie sind:

  • VDI 2700 Blatt 8 – Prüfanforderungen an Fahrzeugtransporter und Ladungssicherungsmittel zur Sicherung von Pkw sowie leichten und schweren Nutzfahrzeugen auf Fahrzeugtransportern
  • VDI 2700 Blatt 8.1 – Sicherung von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen auf Fahrzeugtransportern
  • VDI 2700 Blatt 8.2 – Sicherung von schweren Nutzfahrzeugen auf Fahrzeugtransportern

Neue VDI-Richtlinien setzen neue Maßstäbe

Eine eingehende Betrachtung der neuen Richtlinien zeigt, dass mit der Veröffentlichung nicht nur neue Maßstäbe gesetzt wurden, sondern auch neue Begriffe und technische Parameter eingeführt wurden.

Zu den wichtigsten Neuerungen gehören beispielsweise der Gleitreibwiderstandsbeiwert und der Übertragungsbeiwert. Keine Sorge, wir werden die Begriffe im Folgenden genauer erläutern.

Blatt 8 konzentriert sich auf die Prüfanforderungen aller Elemente, die Teil der Ladungssicherungskette bei Fahrzeugtransporten sind. Hierbei gilt nun uneingeschränkt: Alle Komponenten müssen geprüft sein. Dies betrifft unter anderem:

Transport von PKW auf der IAA Transportation 2024
  • Zurrgurte
  • Aufstellflächen
  • Befestigungsbügel
  • sowie alle weiteren Elemente, die direkt oder indirekt mit der Sicherung von Fahrzeugen in Verbindung stehen

Ein zentrales neues Kriterium ist der Gleitreibwiderstandsbeiwert (µGRW), der die Reibung zwischen dem Reifen des transportierten Fahrzeugs und der Aufstellfläche des Transportfahrzeugs beschreibt. Dieser Wert muss mindestens µ = 0,4 betragen.

Die Blätter 8.1 und 8.2 spezifizieren die Anforderungen für die Sicherung von Pkw sowie leichten und schweren Nutzfahrzeugen. Hier werden konkrete Vorgaben gemacht, welche Zurrkräfte die typischerweise verwendeten Lochbleche aufnehmen müssen.

Besonders wichtig ist, dass die Zurrmittel mindestens in drei verschiedenen Winkeln betrachtet werden müssen: 0°, 45° und 90°. Dies soll sicherstellen, dass die Sicherung in allen relevanten Belastungsrichtungen wirksam ist.

Dazu gelten folgende Werte:

LeergewichtWinkelKräfte der einzelnen  Aufnahmepunkte mindestens
Pkw 0 – 1.500 kg0° bis 90 °500 daN
Pkw 1.500 – 4.500 kg0° und 45 °700 daN
Pkw 1.500 – 4.500 kg90°600 daN
Lkw 0 – 20.000 kg 

(gerade verladen)


LKW 0 – 11.000 kg 


(schräg (10 – 25°) verladen und in Mulde verladen)


0° bis 90 °1.000 daN
Lkw 0 – 11.000 kg 

(schräg (10 – 25°) verladen)


0° und 45 °1.500 daN
Lkw 0 – 11.000 kg 

(schräg (10 – 25°) verladen)


90°1.400 daN

In den neuen VDI-2700-Richtlinien wurden auch die Anforderungen an die Zurrmittel konkretisiert und verschärft. Die Richtlinien unterscheiden dabei zwischen der Sicherung von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen sowie schweren Lkw.

VDI-Richtlinien: Anforderungen an Zurrgurte

Für den Transport von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen (Blatt 8.1):

  • Mindestzugkraft (LC): 1.500 daN
  • Vorspannkraft (STF): mindestens 330 daN

Für den Transport von schweren Nutzfahrzeugen (Blatt 8.2):

  • Mindestzugkraft (LC): 2.500 daN
  • Vorspannkraft (STF): mindestens 500 daN

Die aktuell von namhaften Herstellern angebotenen Zurrgurte sind nun vermehrt als Drei-Punkt-Gurte ausgelegt.

Zurrgurt für den Transport von Fahrzeugen

Ein wesentlicher Punkt in den neuen Richtlinien ist, dass die Gurte keinen Kontakt zu den Reifen haben dürfen. Um dies sicherzustellen, fordert die VDI 2700 nun den Einsatz eines sogenannten „Controllers“. Dieser Controller ist ein spezieller Schutzschlauch, der verhindert, dass das den Reifen berührt, und gleichzeitig sicherstellt, dass die Vorspannkraft auf beiden Seiten der Ratsche erhalten bleibt.

Der Controller ist mit einem Übertragungsbeiwert, dem sogenannten Eta-Wert, versehen. Dieser gibt an, wie viel von der Vorspannkraft auf der gegenüberliegenden Seite der Ratsche ankommen muss. Der geforderte Mindestwert beträgt 0,5, was bedeutet, dass mindestens 50 % der Vorspannkraft durch den Controller übertragen werden müssen.

Kennzeichnung eines Controllers für die Sicherung von Fahrzeugen

Für die Stabilisierung und Sicherung der Fahrzeuge auf den Transportern sind nun auch die Bügel/Radvorleger, an denen die Fahrzeuge abgestellt werden, geregelt. Diese müssen folgende Blockierkräfte (BC) aufnehmen können:

  • Für Pkw: mindestens 500 daN
  • Für Lkw: mindestens 1.500 daN

Neben den Anforderungen an die Sicherungsmittel gibt es auch klare Vorgaben zur Sicherung des Fahrzeugs selbst:

  • Die Feststellbremse muss angezogen werden.
  • Der erste Gang bzw., bei Automatikgetrieben, die Stellung „P“ muss eingelegt sein.
  • Das Lenkradschloss (sofern vorhanden) muss aktiviert werden.

Zulässig sind grundsätzlich Zwei- bis Vier-Punkt-Gurte. In der Praxis werden jedoch am häufigsten Drei-Punkt-Gurte verwendet.

Korrekte Anwendung der Gurte

Der erste Haken wird im 90°-Winkel zum Reifen befestigt und muss durch den Controller laufen.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Reifens wird der zweite Haken im 45°-Winkel eingehängt. Das restliche Gurtband mit der Ratsche wird in einem Winkel von 0° (parallel zur Fahrbahn) gespannt.

Um die Richtlinien einfach und verständlich darzustellen, folgt hier eine tabellarische Übersicht über die Anzahl der benötigten Radvorleger und Gurte: 

Masse des KfzAnstell-winkelReifen vorne linksReifen vorne rechtsReifen hinten linksReifen hinten rechts
0 – 2.000 kg+ 25°

– 25°

Bügel und GurtXXZwei Bügel und Gurt
0 – 2.000 kg+ 10°

– 25°

BügelXGurtZwei Bügel und Gurt
 AlternativXXZwei Bügel und GurtZwei Bügel und Gurt
0 – 2.000 kg+ 10°

– 10°

GurtGurtGurtGurt
0 – 2.000 kg+ 25°

– 25°

Zwei Bügel und GurtXZwei Bügel und GurtZwei Bügel und Gurt
2.000 – 3.000 kg+ 25°

– 25°

Bügel und GurtXZwei Bügel und GurtZwei Bügel und Gurt
2.000 – 3.000 kg+ 10°

– 25°

Bügel und GurtXZwei Bügel und GurtZwei Bügel und Gurt
2.000 – 3.000 kgAlternativ 

für beide vorgenannten

XXZwei Bügel und GurtZwei Bügel und Gurt
2.000 – 3.000 kg+ 25°

– 25°

Zwei Bügel und GurtXZwei Bügel und GurtZwei Bügel und Gurt
3.000 – 4.500 kg+ 25°

– 25°

Nicht zulässigNicht zulässigNicht zulässigNicht zulässig
3.000 – 4.500 kg+ 10°

– 10°

Bügel und GurtXZwei Bügel und GurtZwei Bügel und Gurt

In den VDI-2700-Richtlinien wird nicht nur festgelegt, wie viele Radvorleger und Gurte pro Fahrzeugtyp notwendig sind, sondern auch, wie diese korrekt positioniert werden müssen. Die Kräfte der Aufnahmepunkte sind dabei unbedingt zu beachten.

Wenn zwei Bügel (Radvorleger) verwendet werden, muss einer vor und einer hinter dem jeweiligen Reifen positioniert sein, um eine effektive Blockierung in beide Richtungen sicherzustellen. Wird nur ein einzelner Bügel verwendet, so ist dieser immer in Fahrtrichtung vor den Reifen anzubringen, um ein ungewolltes Wegrollen des Fahrzeugs zu verhindern.

Das Ganze nun auch noch für große Fahrzeuge, die transportiert werden:

Masse des KFZAnstell-winkelAchsenReifen vorne linksReifen vorne rechtsReifen hinten linksReifen hinten rechts
0 – 8.000 kg+ 10°

– 10°

2XZwei Bügel und GurtZwei Bügel und GurtX
 Alternativ2Bügel hinten und GurtZwei Bügel und GurtBügel vorne und GurtX
0 – 8.000 kg+ 25°

– 25°

2Bügel vorne und GurtZwei Bügel und GurtZwei Bügel und GurtGurt
0 – 11.000 kg 

(in einer Mulde)

+ 25°

– 25°

2 + 3Bügel vorne und GurtZwei Bügel und GurtZwei Bügel und GurtBügel vorne und Gurt
8.000 – 11.000 kg+ 25°

– 25°

2 + 3Bügel vorne und GurtZwei Bügel und GurtZwei Bügel und GurtBügel vorne und Gurt

Zu guter Letzt noch Fahrzeuge von 11.0000 bis 20.000 kg mit drei und vier Achsen. Wobei, beim 4-Achser, die zweite Achse von vorne ohne Sicherung bleibend darf. Fahrzeuge mit einem Transportwinkel von +25° und -25° dürfen nicht transportiert werden. Das folgende Regularium gilt für Fahrzeuge mit einem Transportwinkel von +10° und – 10°.

Zurrgurt für den Transport von Fahrzeugen
  • Vorne links: Bügel vorne und Gurt
  • Vorne rechts: zwei Bügel und Gurt
  • Zweite Reihe (bei Vier-Achser): nichts
  • Dritte Reihe links: Bügel vorne und Gurt
  • Dritte Reihe rechts: Bügel vorne und Gurt
  • Hinten links: zwei Bügel und Gurt
  • Hinten rechts: zwei Bügel und Gurt

So ist die Ladungssicherung beim Transport von Fahrzeugen in den Richtlinien definiert.

Fazit zu den VDI-Richtlinien

Mit den VDI-2700-Richtlinien Blatt 8, 8.1 und 8.2 wurde eine komplett neue Regel geschaffen. Der Ausschuss hat mit Fahrversuchen nachgewiesen, dass die bisherigen Blätter nicht mehr ausreichend waren. Auch wurden aus unserer Sicht komplett neue Begriffe geschaffen, die wir in den nächsten Jahren sicherlich auch im Zusammenhang mit anderen Richtlinien lesen werden.

Die neuen VDI-Richtlinien gelten ab sofort!

Wichtig ist für den Anwender, dass per sofort der Transport der Fahrzeuge so gesichert werden muss. Hier gibt es seitens der Richtliniengeber nahezu keinerlei Spielraum.

Diskussion im VDI-Podcast

Im ➡ Podcast “Technik aufs Ohr” spricht der Ausschussvorsitzende über die neuen Vorschriften, die gerade sehr stark diskutiert werden. Einfach hier auf das Screenshot-Bild klicken:

vdi podcast 182

Möchten Sie mehr wissen zum Thema Ladungssicherung? Schauen Sie gerne hier in den ➡ Überblick zu unseren aktuellen Lasi-Schulungen – und die Termine der Seminare, die in diesem Jahr noch folgen.

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