„Fischernetze“ sind keine Netze zur Ladungssicherung

FALSCHES Netz - KEIN Ladungssicherungsnetz

Wer kennt sie nicht, die grünen Fischer- oder Tornetze, wie sie umgangssprachlich genannt werden, die oft verwendet werden, um damit Ladung zu sichern? Wie oft überholt man Pritschenfahrzeuge, die damit Rüttelplatten oder anderes schweres Gerät auf der Ladefläche sichern wollen. Es sind keine Ladungssicherungsnetze!

Versuch der Ladungssicherung

Diese gewirkten Netze sind aber auch nicht mehr als ein Versuch, die Ladung zu sichern. Denn was halten diese Netze aus? Auf den Punkt gebracht: nahezu nichts. Mit diesen Netzen darf maximal der Grünschnitt auf einem Anhänger abgedeckt werden. Kürzlich hat ein Nachbar Brennholz geholt. Auf einem Anhänger, der sogar deutlich überladen wirkte, lagen die Scheite – und ein solches „Fischernetz“ darüber. Als ich ihm zu erklären versuchte, dass diese Netze nur für Grünschnitt geeignet sind, hat er entgegnet, dass Brennholz doch auch Grünschnitt sei… Das dies nicht richtig ist, dürfte uns allen klar sein, oder?

Diese Branchen benutzen diese Netze gerne

Natürlich sind diese „Fischernetze“ beim Anwender gerne gesehen. Sämtliche Baumärkte und manchmal sogar Aldi verkaufen diese Netze für kleines Geld mit dem Hinweis, dass es sich um ein Hilfsmittel zur Ladungssicherung handelt. Das ist aber wirklich nur im weitesten Sinne so zu sehen. Im Handwerk und in der KEP-Branche werden diese Netze gerne aufgrund der geringen Kosten genommen. Durch den günstigen Preis im Einzelhandel werden diese natürlich auch privat genutzt. Aber was können diese Netze eigentlich wirklich?

Norm vs. Fischernetz

Diese Netze werden oftmals mit 2000 N (Newton) Kraftaufnahme verkauft. Das sind 200 daN, was umgerechnet etwa 200 kg ausmacht. Doch wer kommt damit aus? Ein Sprinter oder ähnliches bei einem Paketdienst kann mittlerweile über 1.000 kg zuladen, und die Rüttelplatte mit den ganzen anderen Werkzeugen hat mindestens 500 kg Gewicht. Wir wissen, dass von der Zuladung 0,5 g (also etwa 50 % des Ladegewichtes) zu den Seiten und nach hinten gesichert werden müssen. Das kleine „g“ steht in der Ladungssicherung für die Erdanziehungskraft. Nach vorne sind es sogar mindestens 0,8 g, was etwa 80 % des Ladegewichtes ausmacht. Wie soll ein solches Netz, das 200 kg sichern könnte, ohne zu reißen, diese Gewichte halten?

Das eigentliche Problem eines solchen Netzes liegt aber auch darin, dass die Dehnung in Bereichen liegt, die max. 30 cm deutlich überschreiten! Denn gemäß VDI-Richtlinie 2700 Blatt 3.3. darf sich das Netz nicht weiter als die 30 cm ausdehnen. Ein solches Netz soll verhindern, dass die Ladung sich bewegt. Wie soll das mit diesen „Dingern“ gehen?

Die Wahrheit beim Verkauf

Vor wenigen Jahren habe ich mit einem Transportunternehmer eines großen deutschen Paketlogistikers gesprochen und reklamiert, dass sein Fischernetz nicht ausreichend sei. Dieser erklärte mir dann, dass er dazu ein Zertifikat des Herstellers hat. Das konnte er mir vorlegen. Dabei musste ich leider feststellen, dass ein relativ namhafter Lieferant aus unseren Landen diese Fischernetze als Ladungssicherungsnetze verkauft. Und dazu sogar ein Zertifikat eines ebenfalls namhaften Zertifizierers vorliegen hatte. Das Zertifikat hatte eine Reißfestigkeit von 2000 N nachgewiesen. Leider stand nicht ein Wort zur Dehnung darin. Ein Laie kauft damit nach bestem Wissen ein solches Netz, obwohl dieses nicht zugelassen ist. Damit riskiert er sogar ein Bußgeldverfahren.

Ein Fachmann erkennt diese Falschaussage des Lieferanten sofort. Darauf angesprochen, hat dieser Lieferant etwa ein Jahr und viele Gespräche benötigt, um diese Irreführung in seinem Shop zu beseitigen. Zum Glück für die Anwender kennen nicht viele Kontrollbeamten die Richtlinie wirklich.

Fazit: Fischernetze sind keine Ladungssicherungsnetze

Wenn Sie sich ein Ladungssicherungsnetz besorgen wollen, dann prüfen Sie vorher, was das Netz können muss. Denn Netz ist nicht gleich Netz!

  • Wie schwer ist die Zuladung maximal?
  • Ist die Ladung geeignet für Netze oder müssen weitere/andere Hilfsmittel genutzt werden?
  • Welche Möglichkeiten zur Befestigung des Netzes sind vorhanden?
  • Was kann das Netz? Bei Unsicherheiten einfach mal einen Rat bei einem Fachmann einholen.

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